Die Geschichte LEKIs beginnt in einem kleinen Dorf namens Konradsgrün im heutigen Westen der Tschechischen Republik. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Lenharts zu Flüchtlingen aus dem tschechischen Böhmen und verließen ihr Land 1946 ohne Hab und Gut. Die neue Heimat in Deutschland: Kirchheim unter Teck am Fuße der schwäbischen Alb. Die Eheleute hatten wenig Startkapital, begannen aber ein Jahr nach ihrer Hochzeit 1948 ihr erstes Geschäft mit holzgeschnitzten Firmenschildern – der Grundstein von LEKI war gelegt.
Im Sommer 1953 machte sich der österreichische Bergsteiger Hermann Buhl gemeinsam mit einer Expedition auf den Weg, um erfolgreich den Nanga Parbat, den neunthöchsten Berg der Welt, zu besteigen. Für den Auf- und Abstieg nutzte Hermann Buhl Stöcke aus Bambus, lange bevor der Begriff "Trekkingstock" überhaupt existierte. In den 50ern wurden Bambusstöcke nur zum Skifahren verwendet. Bergsteiger benutzten sie jedoch üblicherweise als Hilfsmittel für das Gleichgewicht, außerdem waren sie leichter als Holz, stabil und relativ preiswert. Die meisten Griffe und Riemen waren damals aus Leder gefertigt. Die Teller waren nach heutigen Maßstäben riesig und kombinierten einen Metallring mit Lederriemen. Damals gab es noch keine Massenproduktion und jeder Stock wurde in Handarbeit hergestellt. Die Idee des Trekkingstocks war geboren.
Als leidenschaftlicher Skifahrer verbrachte Karl zur selben Zeit im Winter viel Zeit auf den Pisten der Schwäbischen Alb, in den Sommermonaten zog es ihn in die Tiroler Alpen. Mit der damaligen Ausstattung der Stöcke war Karl Lenhart nicht zufrieden. Es ärgerte ihn, wenn er einen Teller seiner Bambusstöcke verlor, weil die trockenen Lederriemen rissen. Sein Erfindergeist war geweckt. Mit seinem Maschinenpark war er in der Lage, das erste Spitzen- und Tellersystem aus Kunststoff zu bauen. Das LEKI Fix war geboren. Die Idee, den Teller auf ein Gewinde zu schrauben, ist bis heute in Gebrauch. Für Karl war diese Entwicklung jedoch erst der Anfang. So begann LEKI in den 60er-Jahren auch Griffe und Schlaufen zu verkaufen und startete quasi als Ersatzteilfirma.
Als Peter Habeler und Reinhold Messner zum ersten Mal aufeinandertrafen, bemerkten sie ihre gemeinsame Leidenschaft für das Bergsteigen. Sie beschlossen gemeinsam die Besteigung des Mount Everest zu wagen. Nach diversen Schwierigkeiten erreichten sie erschöpft, aber über¬glücklich um 13 Uhr des 8. Mai den Gipfel – ohne Sauerstoff, dafür mit LEKI Stöcken. Für den Auf- und Abstieg benutzten beide Stöcke aus Aluminium. Die bemerkens¬werteste Neuerung war die Teleskopierbarkeit, die es ihnen ermöglichte, die Stöcke kompakt zu verstauen. Für technische Klettereien absolut entscheidend. Habeler erzählt: "Ich schreibe meine gesunden und starken Knie der Tatsache zu, dass ich schon früh in meinem Leben Stöcke benutzt habe." Er erinnert sich, dass Wanderer und Touristen in den Alpen den jungen Bergsteiger auslachten, als sie ihn mit Stöcken gehen sahen. "Du hast deine Skier vergessen“ war ein Satz, den er nicht selten hörte. Doch das Gespött hielt Peter und andere Bergsteiger nicht vom Benutzen der Stöcke ab. Ganz im Gegenteil, sie waren zu einem festen Bestandteil ihrer Bergsteigerausrüstung geworden.
1984 wurde Karls Sohn Klaus alleiniger Geschäftsführer und legte den Grundstein für das heutige LEKI. Schon mit Anfang 20 stellte er das Produkt vom ersten Tag an in den Fokus. Er war das Genie hinter den Produkten und die meisten der 250 LEKI Patente können auf seine Ideen zurückverfolgt werden. Seine Besessenheit den besten Stock der Welt zu entwickeln, war legendär. Wenn er abends mit seiner Familie im Restaurant saß, zeichnete er neue Griffe auf Bierdeckel. Zu Hause am Frühstückstisch konstruierte er den ersten Aergon Griff mithilfe einer Banane und einem Ei. Dank der ständigen Innovationen war LEKI Ende der 90er-Jahre zu einer starken und führenden Marke geworden, die den Markt für Trekkingstöcke bestimmte. Im Jahr 2000 traf er eine der wichtigsten Entscheidungen bis heute: eine eigene Produktion mitten in Europa und eine der größten Stockfertigungen der Welt. Dort werden mittlerweile Stöcke für neun Produktgruppen produziert: Trekking, Mountaineering, Cross Trail, Trail Running, Nordic Walking und für den Winter Ski Alpin, Freeride, Langlauf und Ski Touring.
Am 30. April 2012 kam es zu einem dunklen Tag in der Geschichte des Unternehmens. Das tragische Flugzeugunglück und der Verlust von Klaus Lenhart erschütterte die Familie und das ganze Unternehmen. Nicht wenige vermuteten damals, dass das Unternehmen ohne Klaus keine Zukunft haben würde. Der Erfolg von LEKI beruhte bis dahin ganz offensichtlich auf seiner starken Führungspersönlichkeit. Doch im Moment der Ungewissheit nahm Waltraud Lenhart das Ruder in die Hand. Unter ihrer Führung erlebte LEKI die wahrscheinlich intensivste Wachstumsphase der Firmengeschichte. Ihr Erfolgsrezept war ein anderes: Sie war die Trainerin an der Seitenlinie und die Hüterin der Unternehmenswerte. Sie gab jungen Führungskräften den Raum zu wachsen und holte sich die richtigen Personen an ihre Seite. Am 17. April 2021 verstarb Waltraud völlig unerwartet und nach kurzer, schwerer Krankheit. Ihr war es somit verwehrt, die Früchte ihrer Arbeit zu genießen. Dennoch hinterließ sie ein sehr erfolgreiches und kerngesundes Unternehmen mit einer glänzenden Zukunft.
Im letzten Jahr hat LEKI das Projekt „Hemp One Vario“ auf den Weg gebracht. Das zentrale Wort ist „Hemp“, auf Deutsch Hanf oder Hanffaser. Doch warum Hanf? Hanf bietet vor allem hervorragende Festigkeitswerte. Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Stock mit 290g allerdings noch schwerer als ein Carbon- oder Aluminiumstock. Für die ersten 250 Wanderstöcke aus Hanf arbeitet LEKI mit einem Bauer direkt auf der Schwäbischen Alb zusammen. Das Hanffeld liegt nur sechs Kilometer vom LEKI Headquarter entfernt. Die Aussaat erfolgt im April, geerntet wird im September. Eine industrielle Fertigung gibt es noch nicht, die Hanfschäfte entstehen in Handarbeit bei einem Partner in Innsbruck. Die Endmontage findet in der eigenen LEKI Produktionsstätte im tschechischen Tachov statt.